Bali,  Von mir an Dich

Galungan am 02.08.2023

Heute ist Mittwoch! Heute reisen also die Götter und Ahnen hier auf Bali an und alle bleiben sie hier zehn Tage lang, bevor sie dann wieder „zurückkehren“. Das bedeutet, es wird alles festlich herausgeputzt und Prozessionen werden durch die Straßen ziehen. Wohl dem, der heute nicht zum Flughafen muss oder andere wichtige Termine hat, denn dann ist eben zeitweilig durch die Straßen einfach kein Durchkommen – und jeder hat Verständnis dafür – außer der eine oder andere Tourist. 😉
 
Und in den kommenden zehn Tagen, wo die Geister all Deiner Vorfahren und wichtigen Götter hier herumwandeln, sind sich alle sicher, dass ihnen besonders auf die Finger geschaut wird. Galungan wird nämlich vor allem auch gefeiert, weil es der Sieg der Tugend über das Böse ist – und die Vorhänge zu den ganzen Zwischenwelten jetzt sehr, sehr dünn sind. Wie schnell kann man da abrutschen und auf die falsche Seite der Macht geraten? Also ist es besonders wichtig, die Geister milde zu stimmen.
 
Mir selbst kann gar nichts passieren! Ich sitze gerade auf der Terrasse meiner kleinen Villa, habe das Poolplätschern im Ohr – und der Haustempel (jedes Haus hat seinen eigenen kleinen Tempel) grenzt direkt an meinen eigenen kleinen Garten hier. Auch der ist heute bereits schick mit Tüchern herausgeputzt und allerlei Opfergaben. Aus Respekt betrete ich den nicht ungefragt, sondern lege meine Frangipani-Blumen einfach davor ab. Es ist nicht meine Religion, aber ich respektiere sie zutiefst, und es steht mir nicht zu, überall neugierig meine Nase hineinzustecken, wenn es mich nichts angeht.
 
Ich finde es im Übrigen sehr lustig, dass die ganzen kleinen Opferschälchen, die in der Regel aus Banenenblättern geflochten werden und gefüllt sind mit Süßem, Obst, Blumen, Räucherstäbchen und Zigaretten (die Götter rauchen offensichtlich sehr gern!), von jedem Straßenhund durchschnüffelt werden (oder in Ubud zB von den Affen dort) – hier muss also keiner Hunger leiden. Und auf gar keinen Fall werden sie davon gejagt – es könnte ja einer der Geister oder Ahnen sein! Wer will es sich schon mit denen verscherzen?
 
Auch ich werde also mein Möglichstes tun, damit mir hier alle wohlgesonnen bleiben! Die Chancen stehen wohl ganz gut dafür: wer nichts tut, tut auch nichts Böses. Nicht müssen müssen ist wohl der wahre Luxus in unserer Zeit!
 

See you in Shavasana!

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